5 CrossFit-Fehler, die deinen Muskelaufbau stoppen
- Benjamin Gehrmann
- 6. Nov.
- 6 Min. Lesezeit

CrossFit ist anspruchsvoll – und wenn dein Ziel nicht nur Fitness oder Ausdauer, sondern Muskelaufbau ist, gilt es, typische Stolperfallen zu vermeiden. Im Folgenden erfährst du fünf häufige Fehler, in die ich persönlich allzu oft geraten bin – und jeweils, was die Forschung dazu sagt.
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Fehler 1: Mehr Training ist nicht immer besser
Viele CrossFit-Athleten sind ehrgeizig und gehen jeden Tag Vollgas. Auch ich habe das jahrelang genau so praktiziert. Das geht anfangs noch gut, doch irgendwann erreicht man ein Plateau und kommt nicht mehr weiter. Dann ist strukturiertes, planvolles Vorgehen gefragt. Jedoch machen genau hier viele Athleten den Fehler (auch ich), dass sie versuchen mit noch mehr Training noch mehr aus dem Körper herauszuholen. Das kann jedoch kontraproduktiv sein, wenn dein Ziel Hypertrophie (Muskelaufbau) ist.
Warum das ein Problem ist:
Wenn dein Körper ständig belastet wird, bleibt wenig Raum für Regeneration, für die muskuläre Anpassung.
Eine Studie über das Overtraining Syndrome (OTS) zeigte: Athleten mit OTS hatten niedrigere Kalorien-, Protein- und Kohlenhydratzufuhr, schlechtere Schlafqualität und verminderte Muskelmasse im Vergleich zu gesunden Athleten [1].
Fazit: Trainer, Coaches und Athleten warnen – „mehr ist nicht immer besser“.
Was du tun solltest:
Plane Ruhetage bzw. aktive Erholung bewusst ein.
Achte auf ausreichenden Schlaf (wichtig hier ist die Schlafhygiene) und gute Ernährung – denn Regeneration ist Teil des Trainings.
Höre auf deinen Körper: Wenn du ständig müde bist, die Leistung nachlässt oder deine Motivation sinkt – das kann ein Zeichen für Überlastung sein.
mehr Tipps zur optimalen Belastungssteuerung findest du in folgendem Artikel.
"You have to understand that sometimes rest is as important as training. Maybe even more important than training!" - Son-Goku
Fehler 2: Du isst zu wenig – oder das Falsche
Muskelaufbau funktioniert nicht nur über Training – Ernährung und Energiehaushalt spielen eine entscheidende Rolle.
Forschung & Studien
Eine Meta-Analyse mit über 1.900 Teilnehmern zeigte: Mit systematischem Widerstandstraining konnte im Durchschnitt etwa +1,5 kg fettfreie Masse gewonnen werden [2].
Wichtig: Wenn Energie oder Protein fehlen, leidet der Aufbauprozess. In der bereits erwähnten OTS-Studie war niedrige Kalorien- und Proteinaufnahme einer der Auslöser für Leistungs- und Muskelabbau [3].
Eine Review zur Hypertrophie zeigte, dass Trainings-Variablen wie Volumen und Intensität zwar wichtig sind – aber ohne ausreichende Nährstoff- und Erholungsbasis bleiben die Effekte limitiert [4].
Praxistipps
Stelle sicher, dass du mehr Kalorien zu dir nimmst, als du verbrennst, wenn Muskelaufbau dein Ziel ist.
Achte auf ausreichende Proteinaufnahme (häufig empfohlen: etwa 1,6–2,2 g pro kg Körpergewicht).
Kohlenhydrate sind nicht dein Feind – insbesondere bei hoher Trainingsfrequenz, wie im CrossFit. Kohlenhydrat-Quellen helfen auch bei der Regeneration.
Kontrolle: Wenn du trotz hartem Training keine Körperzusammensetzungs-Veränderung siehst, prüfe deine Ernährung und Erholung.
Fehler 3: Fokus nur auf Metcons und wenig gezieltes Muskelaufbau-Training
CrossFit ist großartig für Ausdauer, Athletik und Kraft – aber wenn Hypertrophie explizit das Ziel ist, reicht oft nicht nur WODs mit hoher Intensität zu ballern.
Hypertrophie verstehen: Mechanische Spannung, metabolischer Stress, Muskelschädigung
Eine Metaanalyse über Trainingsvolumen (Sets × Reps × Gewicht) zeigte: Höheres Trainingsvolumen kann mit höherem Muskelwachstum korrelieren. Jedoch gibt es einen Sättigungswert, irgendwann bringt mehr Training nicht gleich mehr Muskelwachstum [5].
Bedeutung für CrossFit: Viele MetCons sind zwar anstrengend, aber sie setzen nicht unbedingt den optimalen Hypertrophie-Reiz (z. B. gezielte Sets im Bereich 8-12 Wiederholungen, kontrollierte Exzentrik etc).
Was du tun solltest:
Integriere konkrete Hypertrophie-Phasen in dein Programm: z. B. 3-4 Sätze pro Übung mit 8–12 Wiederholungen, moderates Gewicht, Fokus auf Muskelspannung.
Nutze Progressive Overload: Steigere entweder das Gewicht, die Wiederholungen oder das Volumen über Wochen hinweg.
Nutze weiterhin CrossFit-Elemente – aber ergänze sie gezielt mit Hypertrophie-orientiertem Krafttraining.
Finde den optimalen Trainingsreiz. Nach Brad Schoenfeld gibt es drei primäre Mechanismen der Muskelhypertrophie:
Mechanische Spannung→ Entsteht durch das Bewegen von Lasten mit kontrollierter Technik über die gesamte Bewegungsamplitude.→ Ist der wichtigste Faktor für langfristigen Muskelaufbau [6]. Wenn du in Workouts zu schnell arbeitest (um deinen CrossFit-Buddy zu schlagen), dann verringerst du die muskuläre Spannung. Die Sehnen und Bänder übernehmen diese Arbeit und es kann langfristig sogar zu Verletzungen führen.
Metabolischer Stress→ Akkumulation von Stoffwechselprodukten (z. B. Laktat, H⁺-Ionen) durch Training mit moderatem Gewicht und höherem Volumen.→ Führt zu Zellschwellung, hormonellen Reaktionen und erhöhter Rekrutierung von Muskelfasern [7].
Muskuläre Schädigung→ Mikrotraumata in Muskelfasern, die eine Reparatur- und Wachstumsreaktion auslösen.→ Wird heute als sekundärer Mechanismus gesehen – zu viel Muskelkater ist nicht besser [8].
Fehler 4: Technik und Bewegungsqualität vernachlässigen
Gerade beim hohen Tempo und den komplexen Bewegungen im CrossFit kann die Technik leicht leiden – und das wirkt sich negativ auf den Effekt des Trainingsreizes aus.
Forschungsergebnisse zur Bewegungsqualität:
Systematische Reviews von Schoenfeld et al. zeigen, dass Volumen und Intensität die primären Belastungsvariablen für Muskelhypertrophie sind.
Gleichzeitig modulieren Ausführungsparameter wie Bewegungstempo, Bewegungsamplitude (ROM) und Technik die tatsächliche mechanische Spannung pro Wiederholung und somit die effektive Dosis dieser Belastungsvariablen [9, 10].
Was du tun solltest:
Arbeite regelmäßig an Skill- und Technik-Sessions, insbesondere bei komplexen Lifts wie Snatch, Clean & Jerk oder Kipping Pull-Ups.
Priorisiere saubere Ausführung über maximalem Gewicht.
Achte auf vollständige Range of Motion (ROM), kontrollierte Tempo-Phasen (insbesondere Exzentrik, also die negative Phase) und gute Technik – so wird der Muskelreiz maximiert und Verletzungen reduziert.
Oftmals wird die Geschwindigkeit eines Lifts so angegeben:
30X1. Die erste Zahl bedeutet: 3s in der exzentrischen Phase, also z. B. bei der Kniebeuge: 3 Sekunden Zeit lassen auf dem Weg nach unten. Gefolgt von 0s am Umkehrpunkt (hier wird auch gerne mal Pause eingebaut "Paused Squats"), anschließend geht es X Sekunden wieder nach oben (konzentrisch), wobei aber so schnell wie möglich gearbeitet werden soll, um möglichst viele schnellzuckenden Muskelfasern zu aktivieren und zum Schluss wartet eine Sekunde Pause in der Ausgangsposition.
Fehler 5: Keine klare Trainingsstrategie
Zufällig trainieren, keine Struktur, keine Zielsetzung – das führt oft dazu, dass die Reize nicht optimal gesetzt werden und Fortschritte stagnieren.
Was zeigt die Forschung:
Die oben erwähnte Metaanalyse über Hypertrophie zeigte, dass Trainings-Variablen zwar relevant sind – aber viele Studien berichten, dass Volumen, Sets pro Einheit und Trainingsdauer sorgfältig geplant werden müssen [2].
Wenn du planlos trainierst, verpasst du die Chance auf systematischen Reiz-Aufbau, Regeneration und Adaptation.
Was du tun solltest:
Erstelle oder nutze einen klar strukturierten Trainingsplan, der Kraft, Hypertrophie und Ausdauer kombiniert – idealerweise auf deine CrossFit-Box und dein Zielbild abgestimmt. Eine gute CrossFit-Box übernimmt das optimalerweise für dich. Daher sollte es regelmäßige Krafttrainingseinheiten geben, in denen gezielt, ausgehend von einem Wert wie z.B. dem 1 RM (aka. One-Rep-Max), über mehrere Wochen und progressiver Steigerung des Gewichts, trainiert wird. Nutze diese Chancen. Dafür solltest du ungefähr deine Werte kennen. Als Hilfe kannst du z.B. Rechner wie den folgenden verwenden: zum 1-RM-Rechner
Setze konkrete Ziele: z. B. „Ich möchte in 12 Wochen 5 kg fettfreie Masse zulegen und gleichzeitig meinen Back Squat um 10 % steigern.“
Mache regelmäßige Check-Ins zur Leistungs- und Körperzustandsanalyse (z. B. per Körperfettmessung, Fotos, Leistungstests) und passe dein Training bei Bedarf an.
Fazit
Muskelaufbau im CrossFit-Kontext ist machbar, aber er erfordert mehr als nur hartes WOD-Trainieren. Es braucht eine durchdachte Strategie, gute Ernährung, ausreichende Regeneration, Technikqualität und gezielte Hypertrophie-Reize. Wenn du die fünf genannten Fehler vermeidest – unterlegt von den Studien – dann stellst du die Weichen für echten Fortschritt.
Quellen
[1] Cadegiani, F. A., & Kater, C. E. (2018). Body composition, metabolism, sleep, psychological and eating patterns of overtraining syndrome: Results of the EROS study (EROS-PROFILE). Journal of sports sciences, 36(16), 1902–1910. https://doi.org/10.1080/02640414.2018.1424498
[2] Benito, P. J., Cupeiro, R., Ramos-Campo, D. J., Alcaraz, P. E., & Rubio-Arias, J. Á. (2020). A Systematic Review with Meta-Analysis of the Effect of Resistance Training on Whole-Body Muscle Growth in Healthy Adult Males. International journal of environmental research and public health, 17(4), 1285. https://doi.org/10.3390/ijerph17041285
[3] Cadegiani, F.A., Kater, C.E. Novel causes and consequences of overtraining syndrome: the EROS-DISRUPTORS study. BMC Sports Sci Med Rehabil 11, 21 (2019). https://doi.org/10.1186/s13102-019-0132-x
[4] Wanderson et al (2022). Resistance training variables on muscle hypertrophy: a systematic review. Vol. 18 No. 2 (2022): III SINAL - International Symposium on Physical Activity and Combat Sports. https://doi.org/10.6063/motricidade.27130
[5] Baz-Valle, E., Balsalobre-Fernández, C., Alix-Fages, C., & Santos-Concejero, J. (2022). A Systematic Review of The Effects of Different Resistance Training Volumes on Muscle Hypertrophy. Journal of human kinetics, 81, 199–210. https://doi.org/10.2478/hukin-2022-0017
[6] Schoenfeld, Brad J. The Mechanisms of Muscle Hypertrophy and Their Application to Resistance Training. Journal of Strength and Conditioning Research 24(10):p 2857-2872, October 2010. | DOI: 10.1519/JSC.0b013e3181e840f3
[7] Schoenfeld, B.J. Potential Mechanisms for a Role of Metabolic Stress in Hypertrophic Adaptations to Resistance Training. Sports Med 43, 179–194 (2013). https://doi.org/10.1007/s40279-013-0017-1
[8] Schoenfeld, Brad J.. Does Exercise-Induced Muscle Damage Play a Role in Skeletal Muscle Hypertrophy?. Journal of Strength and Conditioning Research 26(5):p 1441-1453, May 2012. | DOI: 10.1519/JSC.0b013e31824f207e
[9] Schoenfeld, B. J., & Grgic, J. (2020). Effects of range of motion on muscle development during resistance training interventions: A systematic review. SAGE open medicine, 8, 2050312120901559. https://doi.org/10.1177/2050312120901559
[10] Schoenfeld, B. J., Ogborn, D. I., & Krieger, J. W. (2015). Effect of repetition duration during resistance training on muscle hypertrophy: a systematic review and meta-analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 45(4), 577–585. https://doi.org/10.1007/s40279-015-0304-0
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